Abenteuer Inklusion

Am 4. November 2019 sind die pädagogischen Mitarbeiter der DRK Kita Leiferde I in das Dialoghaus nach Hamburg gefahren. Die Reise begann am Celler Bahnhof. Die Fahrkarten waren in einem Gifhorner Reisebüro gekauft, mit der Information, dass wir einen Mitarbeiter im Rollstuhl dabei haben. Wir finden es bereits traurig, dass sich Menschen mit Behinderung vorher anmelden müssen, um in den Zug zu kommen. Eine Rampe war auf dem Bahnsteig vorhanden, fest verschlossen. Es war kein Personal von der Bahn vor Ort, um diese Rampe zu bedienen. Also hoben wir unseren Kollegen in den ICE. Wäre er allein unterwegs gewesen, dann hätte er, trotz gültiger Fahrkarte, nicht mitfahren können.  
Wir hatten alle Platzreservierungen im Reisebüro vorgenommen. Sie befanden sich im Waggon 6. Leider ist es nicht möglich mit einem Rollstuhl dort durch den Gang zum besagten Platz zu fahren. Der Gang ist einige cm zu schmal. Einige von uns blieben also mit unserem Kollegen im Gang (an den Toiletten) stehen, so dass wir zumindest teilweise als Team nach Hamburg fahren konnten. Platzreservierungen für Rollifahrer sind nur im Waggon 9 möglich.
Dank der Initiative der Zugbegleiterin im ICE wartete auf dem Bahnhof in Hamburg Bahnpersonal mit einer Rampe, so dass der Ausstieg unproblematisch war.
Die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Dialoghaus gestaltete sich ähnlich schwierig wie die Zugfahrt.
Unsere Erfahrung zeigt, dass Barrierefreiheit (Inklusion) in deutschen Großstädten nicht gegeben ist!
Endlich im Dialoghaus angekommen, teilten wir uns in zwei Gruppen. Einige erlebten „Dialog im Dunkeln“, die Anderen besuchten „Dialog im Stillen“. Wir wurden von blinden bzw. tauben Guides durch verschiedene Alltagssituationen geführt, selber „erblindet“ und taub. Die Führung dauerte ca. 1 Stunde. Alle erlebten dieses Abenteuer als sehr anstrengend und sehr kurzweilig. Es war konstante Konzentration gefordert, zusätzlich wurden die anderen Sinne stärker genutzt. Neue Erfahrungen, teilweise Ängste und Gefühle offenbarten sich jedem einzelnen. Unsere Wahrnehmung veränderte sich.
Wir sind uns einig, dass uns dieser Tag geprägt hat, unsere Sicht ein ganzes Stück verändert hat. Direkt im Anschluss an die Führung trafen wir uns alle, um gemeinsam zu reflektieren, was wir erlebt hatten.
Wir sehen in unserer täglichen Arbeit bei jedem Menschen (Kindern, Eltern, Kollegen) die Stärken und erkennen an, dass jeder Mensch Grenzen hat. Wir alle müssen uns aufeinander einstellen und Chancen für jeden ermöglichen. Uns ist bewusst, dass dies noch nicht immer gelingt, aber wir sind auf einem sehr guten Weg, dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Wir wünschen uns, dass die Gesellschaft dafür sensibel wird. Jeder einzelne von uns sollte daran mitarbeiten und nicht nur sich selber sehen.
Dieser Studientag hat uns alle nachdenklich gemacht. Er hat uns gezeigt, wie in Deutschland Inklusion umgesetzt wird und welchen Teil wir beitragen können.

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